Vernunft kontra Kriegspropaganda

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XaverK
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Vernunft kontra Kriegspropaganda

Beitrag von XaverK »

Krisenzeiten polarisieren. Das spüren wir alle in diesen Tagen. Noch schlimmer wird’s, wenn Krisen zu Konflikten und diese zu Kriegen eskalieren. Freund-Feind-Denken überlagert dann alles. Die Gesellschaft wird gespalten in Pro und Kontra. Die Risse gehen durch die Medien, die Parteien, durch Freundschaften und Familien.

Da einen kühlen Kopf zu bewahren, überfordert die meisten Zeitgenossen. Wie beim Fußball reiht man sich am liebsten einer Fangemeinde ein. Partei ergreifen für eine Seite, verschafft ein Gemeinschaftserlebnis. Man suhlt sich in Emotionen, brüllt oder jubelt distanzlos mit dem Fanblock, statt das „Spiel“ als solches zu goutieren oder zu kritisieren. Seit der Antike mögen Politiker solche Massenveranstaltungen, vor allem Tyrannen und Diktatoren haben eine besondere Schwäche dafür, denn da wird chauvinistisches Verhalten eingeübt, was man jederzeit abrufen kann.

In Krisenzeiten boomen Ängste, die Hungerkatastrophen, Migrationsströme, Pandemien, Kriege halten uns alle in Atem.

Dennoch! Es führt kein Weg daran vorbei! Wir müssen einen kühlen Kopf bewahren, um handlungsfähig zu bleiben oder es zu werden.
Gegenstandpunkte helfen da der Vernunft auf die Sprünge.

Die Saarbrücker Zeitung lässt in der Ausgabe vom 20. August 2022 dankenswerterweise gleich zwei Politiker zu Wort kommen, die sich ihre eigenen Gedanken über die Lage der Nation machen.
Im Gegensatz zu den Verkündern der garantiert veröffentlichten Meinungen, die es sich einfach machen und bloße Behauptungen in die Welt setzen können, müssen Abweichler argumentieren, um sich Beachtung und Präsenz in den Medien zu verschaffen.

Die SZ-Mitarbeiter Carsten HOFFMANN und Stefan HEINEMEYER machen sich zunächst einmal der Meinungsmanipulation schuldig, indem sie die „Rekordhöhe“ und den Beginn der Gaspreiserhöhungen der Vergangenheit außen vorlassen.
ZITAT: „Die Ankündigung einer weiteren Unterbrechung der russischen Gaslieferungen durch die Pipeline Nord Stream 1 treibt den Gaspreis in Rekordhöhe…“

ZITAT: „Der Westen wirft Moskau bei der Energieversorgung Erpressung vor. Nach der Verhängung westlicher Sanktionen gegen Moskau wegen des Einmarschs in der Ukraine hatte Russland bereits mehrfach seine Gaslieferungen nach Europa reduziert.“


Die Gaspreise stiegen jedoch bereits vor dem Überfall auf die Ukraine stark an, als der Bau der direkt neben Nordstream 1 liegenden genehmigten Zusatzpipeline Nordstream 2 kurz vor der Fertigstellung auf Druck der USA gestoppt wurde.
Journalist und Leser müssten sich eigentlich fragen: Wieso wurde Nordstream 2 überhaupt genehmigt und gebaut, wenn es jederzeit willkürlich gestoppt werden konnte?
Die Vermutung liegt nahe: Das Projekt hatte von Anfang an keine wirtschaftliche, sondern eine militär-strategische Rolle zu spielen!

FDP-Generalsekretär Bijan DJIR-SARAI räumt das zwar ein, projiziert aber die Schuld der NATO auf Russland:
ZITAT: „Russland setzt Energiepolitik als Waffe ein.“
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KUBICKI legt nun mit seiner Forderung genau den Finger auf die Wunde, indem er auf die wirtschaftliche Rolle abzielt, die Nordstream 2 spielen könnte und auch müsste, damit die hirnrissigen Belastungen der Verbraucher aufhören.

Dem widersprechen natürlich die Parteigänger der NATO:

ZITAT: „Unterdessen ist FDP-Vize Wolfgang Kubicki mit einer Forderung nach Öffnung der Ostseepipeline Nord Stream 2 zur Verbesserung der Gasversorgung in Deutschland auf scharfen Widerspruch gestoßen. Von führenden Liberalen und auch den Koalitionspartnern SPD und Grüne wurde der Vorstoß am Freitag deutlich zurückgewiesen. Auch FDP-Chef Christian Lindner ging auf Distanz. Er halte den Vorschlag für ‚falsch und abwegig‘, sagte eine Sprecherin seines Ministeriums in Berlin. Die Bundesregierung hatte nach (?) dem russischen Angriff auf die Ukraine die Inbetriebnahme der fertiggebauten Nord-Stream-2-Leitung ausgeschlossen.“

ZITAT: „Kubicki forderte in einem am Freitag veröffentlichten Bericht: ‚Wir sollten Nord Stream 2 jetzt schleunigst öffnen, um unsere Gasspeicher für den Winter zu füllen.‘ Er sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland weiter, es gebe ‚keinen vernünftigen Grund, Nord Stream 2 nicht zu öffnen‘. Wenn Russlands Präsident Wladimir Putin dann doch nicht mehr Gas liefere, habe Deutschland nichts verloren. ‚Kommt auf diesem Weg mehr Gas bei uns an, vielleicht sogar die komplette vertraglich zugesicherte Menge, wird das helfen, dass Menschen im Winter nicht frieren müssen und unsere Industrie nicht schweren Schaden nimmt‘, betonte Kubicki.
Dafür zu sorgen, sei oberste Pflicht der Bundesregierung.


Aus diesem Grund seien andere Pipelines aus Russland ja nicht gekappt worden, sagte er. ‚Wenn die Gasspeicher gefüllt sind, können wir NordStream 2 ja wieder schließen – und die anderen Pipelines auch, wenn wir unabhängig geworden sind. Aber das sind wir nun mal noch nicht“, betonte Kubicki.

Auf den Hinweis im Interview, dass Putin dies als großen Erfolg ausschlachten würde, sagte der Bundestagsvizepräsident, alles, was dafür sorge, dass mehr Gas hier ankomme, nütze Deutschland mehr als Putin. ‚Der größte propagandistische Erfolg für Putin wäre es, wenn uns das Gas ausgeht, während er noch gut an uns verdient hat.‘
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AfD-Chef im Saarland, Christian WIRTH kritisiert allgemein die Folgen der verantwortungslosen Energiepolitik für die deutsche Wirtschaft.

ZITAT: „Warum soll ein internationales Unternehmen, das auf die Kosten schaut – und die größten Kostenblöcke sind Energie und Personal –, in Deutschland bleiben? Energie ist nicht mehr bezahlbar. Und das ist vorwiegend der Energiepolitik der aktuellen und der vergangenen Bundesregierungen geschuldet. Das Problem ist hausgemacht und ich fürchte, Ford wird auch nicht das letzte Unternehmen sein, das verschwindet.“

ZITAT SZ: „Wie sieht dann Ihre Lösung aus, um genau das künftig zu verhindern?

WIRTH: Wir müssen die Atomkraft, die wir noch haben, weiter betreiben und die, die wieder anschiebbar sind, müssen wir wieder hochfahren. Wir machen die modernsten und besten Atomkraftwerke zu und kaufen dann ausländischen Atomstrom ein. Wir hätten die Atomforschung nicht aufgeben dürfen. Atomstrom muss, wie übrigens in allen unseren Nachbarländern, die Zukunft sein, wenn wir Industrieland bleiben wollen.“


WIRTH weist auf die aktuell besonders notwendige Nutzung der heimischen Energiequellen hin, welche die hohen Preise für Gas und erneuerbare Energien wieder senken könnten. Diesen Zusammenhang blendet SZ-Reporter Daniel KIRCH aber in der folgenden Frage aus, als könnte der Ausbau von Wind- und Solarenergie das Russengas ersetzen.

SZ: „Den Ausbau von Wind- und Sonnenenergie wollen Sie nicht, die Abhängigkeit von Russland beklagen Sie auch. Warum fordern Sie dann die Inbetriebnahme von Nord Stream 2?

WIRTH: Weil ich im Moment keine andere Möglichkeit sehe. Die Politik der letzten Jahre hat uns sehenden Auges in die Abhängigkeit von Russland getrieben. Und diese Abhängigkeit ist momentan nun mal da. Mittelfristig muss Deutschland wieder unabhängiger werden. Vor allem einseitige Abhängigkeiten gilt es zu vermeiden.“


WIRTH räumt der sicheren bezahlbaren deutschen Energieversorgung oberste Priorität ein. Energienotstand und Krieg in Europa sieht WIRTH in dem historischen Zusammenhang der riskante wortbrüchigen Osterweiterung der NATO und der globalen Machtpoltik der USA.

ZITAT SZ: Was ist aktuell das deutsche Interesse in der Ukraine?

WIRTH: Dass unsere Energieversorgung steht. Ich verurteile den Angriffskrieg Putins, überhaupt keine Frage. Irgendwann wird man diese ganze Geschichte geopolitisch und historisch aufarbeiten müssen.
Musste es sein, dass die Nato bis an die russische Grenze geht, hätte man nicht eine andere Lösung finden können?



Für einen rechten Politiker, der die Interessen eigenen Nation über die der anderen stellt, geht es vor allem darum, Schaden von den Bürgern abzuwenden.

ZITAT: „Auf der anderen Seite hasse ich Sanktionen, die nur uns und den deutschen Mittelstand treffen. Warum sollen wir leiden?“

WIRTH schätzt seine deutschen Zeitgenossen ziemlich realistisch ein.

ZITAT SZ: „Glauben Sie, dass die sozialen Verwerfungen, die es im Winter wegen der explodierenden Gaspreise wohl geben wird, der AfD nutzen werden?
WIRTH Ja, ganz klar. Die Krise, die leider kommen wird und vor der wir gewarnt haben, wird die Unzufriedenheit mit der Politik der Bundesregierung verstärken.
Deutschland ist kein Volk von Revolutionären, aber ich glaube schon, dass weite Teile langsam aufwachen.
Wenn es um Macht geht, wird Wahrheit zum Luxus. (R. Fabbri)

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